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Von der „neuen Frucht“ zur „Erdäpfelpfalz“

Von der „neuen Frucht“ zur „Erdäpfelpfalz“

Am vergangenen Samstag herrschte reger Betrieb auf dem Acker von Landwirt Josef Zeitler bei Weha. Männer, Frauen und Kinder der Dorfgemeinschaft Unterbruck griffen gemeinsam zur Hacke und zur Gabel, um die Erdäpfel aus dem Boden zu holen – so wie es früher üblich war. „Das ist richtige Handarbeit, da spürt man am Abend die Muskeln“, lacht Manfred Groß, während er die frisch ausgegrabenen Kartoffeln in einen Korb legt.

Die Aktion diente nicht nur der Vorratshaltung, sondern hatte ein klares Ziel: Für den historischen Erntedankzug am 14. September in Kastl sollen genügend Erdäpfel vorhanden sein, um die damalige Feldarbeit eindrucksvoll nachzustellen.

Am Fuße des Rauhen Kulms

In Sichtweite des markanten Vulkankegels Rauher Kulm wurden die Erdäpfel aus der Erde geholt. Dabei zeigte sich einmal mehr, warum die Region früher auch als „Steinpfalz“ bekannt war: Neben den Kartoffeln kamen natürlich auch wieder Steine ans Tageslicht. „Ohne Steine geht’s hier einfach nicht“, scherzt Karl Wöhrl. Aber genau das macht die nördliche Oberpfalz aus. Zwischen Felsen und fruchtbarer Erde hat die Kartoffel seit Jahrhunderten ihren Platz gefunden.

Von der „neuen Frucht“ zum Segen der Region

Kaum eine Frucht hat unsere Heimat so verändert wie die Kartoffel, denn den Kartoffelanbau gibt es hier nicht schon immer. Nach dem Dreißigjährigen Krieg brachte der Bauer Hans Rogler aus der Nähe von Selb die Frucht in die Region – ein niederländischer Offizier hatte sie ins Böhmische eingeführt. Von dort verbreitete sich die Knolle schnell im Fichtelgebirge und der nördlichen Oberpfalz. In den Jahrzehnten darauf half sie nicht nur gegen den Hunger, sondern brachte auch den ersten bescheidenen Wohlstand in die Dörfer.

Streit um den Erdäpfel-Zehent

Jahre später kam es um das Jahr 1730 rund um das Kloster Speinshart zu einem bemerkenswerten Konflikt: Die Bauern hatten immer mehr Kartoffeln auf ihren Feldern angebaut, ohne dafür den Zehent abzugeben, so wie er beim Getreideanbau üblich war. Das Kloster wollte den Anteil aber einfordern. Es kam zu jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen den Pfarrangehörigen, dem Abt und der Regierung in Amberg und dem Bischof in Regensburg. Am Ende mussten die Bauern auch für die Kartoffel zahlen. Ein Beispiel dafür, wie sehr die „neue Frucht“ nicht nur den Speiseplan, sondern auch die Machtverhältnisse auf dem Land veränderte.

Harte Arbeit übers ganze Jahr

Der Kartoffelanbau war früher eine anstrengende Aufgabe, die sich über Monate zog. Im Frühjahr wurden die Knollen sortiert, im Mai von Hand in Furchen gelegt, den Sommer über gehackt und die Erde angehäufelt, ehe im Herbst die ganze Familie zur Ernte ausrücken musste. Unvergessen bleibt für viele auch das „Kartoffelfeuer“, wenn das Kraut verbrannt wurde und die im Feuer gegarten Knollen ein einzigartiges Aroma verbreiteten. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir als Kinder rußverschmiert vom Feld heimgekommen sind“, erzählt ein älterer Dorfbewohner mit einem Schmunzeln.

Maschinen heute – Tradition am 14. September

Heute erledigen moderne Maschinen die Ernte in kürzester Zeit. Doch beim Erntedankzug in Kastl wird die Dorfgemeinschaft Unterbruck all diese alten Traditionen lebendig machen. Mit Körben, Hacken, Pferdewagen und jeder Menge Erdäpfel zeigen sie, wie mühsam und zugleich gemeinschaftsstiftend die Arbeit früher war. „Wir wollen den Menschen zeigen, woher wir kommen und wie unsere Vorfahren gelebt haben“, betont Manfred Groß. „Die Kartoffel ist ein Stück Identität der Oberpfalz.“

Einladung zum Festzug

Am Sonntag, 14. September 2025, zieht sich der historische Erntedankzug durch Kastl. Zahlreiche Vereine, Dorfgemeinschaften und Organisationen der Pfarrei gestalten Fest- und Motivwagen. Die Unterbrucker Erdäpfelernte ist dabei nur ein Höhepunkt unter vielen. Alle Informationen zum Festwochenende gibt es unter www.erntedankfest-kastl.de. Ein Besuch lohnt sich – für Familien, Geschichtsinteressierte und alle, die Brauchtum hautnah erleben wollen.

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