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Zwischen Himmel, Feld und Kirche

Zwischen Himmel, Feld und Kirche

Der Glaube gehörte früher weit mehr als heute ganz selbstverständlich zum Alltag auf dem Land. In einer Zeit, in der der Tag mit dem Glockenschlag begann und mit dem Angelus endete, waren Prozessionen, Bittgänge und kirchliche Feiertage feste Bezugspunkte im Jahreslauf. Die Kastler Pfarrchronik belegt eindrucksvoll, wie eng weltliches und geistliches Leben miteinander verwoben waren – eine Tatsache, der beim Historischen Erntedankzug am 14. September in Kastl anschaulich erlebbar gemacht wird.

Glaube als Kraftquelle in Not und Freude

Die Menschen der Region suchten Schutz, Trost und Hoffnung im Glauben – gerade dann, wenn Missernten, Seuchen oder Unwetter das karge Leben auf dem Land bedrohten. Bei Bittgängen baten sie um göttlichen Beistand für ihre Felder, ihre Familien und ihre Zukunft. Diese Wallfahrten und Prozessionen waren keine bloßen religiösen Pflichterfüllungen, sondern Ausdruck einer tief verwurzelten Volksfrömmigkeit – gemeinschaftlich, getragen von Gesang, Gebet und symbolischen Handlungen.

Chronik als Kompass durch das Kirchenjahr

Was heute oft in Vergessenheit geraten ist, war damals ein fester Bestandteil des Dorflebens: der gelebte Glaube im Takt des Kirchenjahres. Die Kastler Pfarrchronik dokumentiert eindrucksvoll, wie zahlreiche kirchliche Anlässe das Jahr strukturierten - beginnend mit Maria Lichtmess im Februar über das große Fronleichnamsfest mit Altären im ganzen Dorf, bis hin zur feierlichen Rosenkranzprozession im Oktober nach Speinshart. Dazwischen lagen Wallfahrten nach Pressath, Mockersdorf, Burkhardsreuth oder Waldeck – oft über Dutzende Kilometer hinweg.

Altäre, Blumenteppiche und Weihrauch

Wie bedeutend diese kirchlichen Höhepunkte waren, zeigt sich auch in der Vorbereitung. Schon Tage zuvor wurden Heiligenbilder aufgehängt, Girlanden gebunden und kunstvolle Blumenteppiche gelegt. Ganze Familien und Nachbarschaften übernahmen Verantwortung für "ihren" Altar bei der Fronleichnamsprozession. Die Wege wurden mit Gras und Kalmus ausgelegt – eine beschwerliche Arbeit, die den Gemeinsinn jedoch nachhaltig stärkte.

Traditionen zur Fronleichnamsprozession und ihre Altäre in Kastl

Während Fronleichnam findet in Kastl eine Prozession zu vier Altären statt. In vergangenen Zeiten standen diese am Dorfplatz, wie z.B. „beim Wirt“. Das frühere Gasthaus Raps, wo sich heute die Raiffeisenbank befindet, war einst der Standort. In den 1970er Jahren, als die Familie Raps an den südlichen Ortsrand umzog, übernahmen die Familien Kellner und Baumann die Verantwortung für den Altar und stellten ihn vor dem Kriegerdenkmal auf.

 Ein anderer Altar befand sich „beim Baumann-Schmied“, ebenfalls am Dorfplatz. Als das Anwesen in den 1920er Jahren niederbrannte und die Familie Baumann an den westlichen Ortsrand zog, nahmen sie den Altar mit und errichten ihn seitdem dort. Ein weiterer Altar war „beim Schreiner“. Obwohl das zugehörige Anwesen in der Hauptstraße erst um 1900 gebaut wurde, muss dieser Altar früher an einem anderen Ort gestanden haben. Bis zur Jahrtausendwende kümmerte sich die Familie Böll darum. Später übernahmen die Familien Hederer und Heining in der Schulstraße den Altar. Seit 2018 existiert dieser Altar jedoch nicht mehr, und die letzte Station wird vor dem Hochaltar in der Pfarrkirche gehalten. Ein weiterer Altar stand „beim Valter-Adl“ in der Hauptstraße. Um 1900 übernahm die Familie Schmidt diesen Altar von der Familie Hösl, welcher zuvor vor dem Anwesen in der Bergstraße stand.

Lokale Heilige und gelebte Spiritualität

Neben überregionalen Festen spielten auch lokale Heilige wie der heilige eine große Rolle. Ihre Verehrung war eng mit Naturereignissen, Schutzversprechen und persönlichen Gelübden verknüpft. Die Geschichten dahinter – etwa die Stiftung einer Monstranz durch Rittergutsbesitzer Casimir von Haberland von Kaibitz nach einer schweren Verfehlung – lassen erahnen, wie sehr sich Glaube, Moral und persönliches Schicksal über Jahrhunderte durchdrangen.

Die Pfarrchronik als Fenster in die Vergangenheit

Die Kastler Pfarrchronik ist weit mehr als ein Buch mit frommen Notizen – sie ist ein kulturhistorisches Zeugnis bäuerlicher Frömmigkeit, gemeinschaftlicher Rituale und einer Zeit, in der der Glaube der verlässlichste Begleiter durch das Jahr war. Sie dokumentiert nicht nur Abläufe und Termine, sondern erzählt auch von menschlicher Hoffnung, von gelebter Verantwortung und vom tiefen Vertrauen in göttliche Fügung.

Erleben, was früher war – beim Historischen Erntedankzug in Kastl

All dies – die Frömmigkeit, das Dorfleben, das Miteinander und die Rituale – wird beim Historischen Erntedankzug am 14. September 2025 in Kastl wieder lebendig. In liebevoller Detailtreue wird das bäuerliche Leben von einst dargestellt, wie sie unsere Vorfahren erlebten. Kommen Sie nach Kastl und tauchen Sie ein in eine Zeit, in der der Glaube noch mit jedem Schritt auf dem Feld und jedem Festtag im Kirchenjahr mitschwang.

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